Klassenfoto der Projekttage
Bericht

Projekttage Nationalsozialismus 4.Klassen

01.Februar 2023

Ausgrenzung, Verfolgung und Vernichtung im Nationalsozialismus

Projekttage der 4. Klassen, Februar 2023

Im Rahmen des Unterrichts in Geschichte, Sozialkunde und Politische Bildung haben wir nach den Semesterferien mit den Schüler:innen der 4. Klassen drei Tage zum Thema Ausgrenzung, Verfolgung und Vernichtung während der NS-Zeit gearbeitet. Auf dem Programm standen Präsentationen über jene 12 jüdischen Schüler:innen der ehemaligen 6B, die unsere Schule 1938 verlassen mussten und einander während Flucht und Emigration viele Jahre lang Briefe geschrieben haben, Video-Interviews von österreichischen Zeitzeug:innen, Buch- und Filmpräsentationen zum Thema, Auseinandersetzungen mit Fragen der (Mit)-Täter:innenschaft, Gespräche mit jüdischen Jugendlichen über das Judentum, ein Rundgang durch das jüdische Wien, ein Workshop im Jüdischen Museum, der Film Sophie Scholl und der Besuch der Gedenkstätte Mauthausen. Die Organisation eines Zeitzeugen/einer Zeitzeugin ist uns dieses Jahr erstmalig nicht gelungen. Zu unserem großen Bedauern ist Herr Pfeiffer, der zuletzt im Februar 2020 bei uns an der Schule zu Gast war, Anfang des Jahres verstorben.

Im Folgenden wurden einige Auszüge aus den Projektmappen gesammelt, die die Eindrücke, Gedanken und Gefühle der Schülerinnen und Schüler widerspiegeln.

Stefan Binder (4C), Gudrun Mücke (4B), Manuela Riesenfelder (4A)

Mauthausen

Wir sind mit dem Bus nach Mauthausen in die Gedenkstätte gefahren. Ich wusste zwar, dass es groß ist, aber als wir ausgestiegen sind, war ich sehr überrascht, wie groß es ist. Die Gedenkstätte war sehr interessant, wenn man das so sagen darf, wenn man bedenkt, was dort alles passiert ist und ich finde es wichtig, dass jede Klasse einmal dorthin oder in ein anderes KZ fährt.

Ich habe schon viel davon gehört, ob in der Schule oder von der Familie, aber durch ein Konzentrationslager durchzugehen war echt komisch und der Nebel hat es noch einmal gruseliger gemacht. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass das alles wirklich passiert ist, weil sich alles so unecht anfühlte. Eines der schlimmsten Dinge waren für mich die Gaskammern, die den Häftlingen früher als Duschen verkauften wurden und diese völlig unwissend reingingen.

Nach diesem Besuch verstehe ich, wieso es diese drei Projekttage gibt, damit das alles nicht vergessen wird und immer wieder daran erinnert wird, wie schlimm das früher war. Natürlich bekommt man viele Informationen aus dem Internet, aus Büchern oder aus der Schule, aber wirklich vor Ort zu sein und die Gebäude zu besichtigen, haben mir die schlimmen Dinge erst so richtig anschaulich werden lassen. Jetz verstehe ich auch, warum die Gesetze bei dem Thema Wiederbetätigung so streng sind.

Julia Klement, 4B 

Wir waren heute in Mauthausen. Schon beim ersten Blick auf das KZ spürte ich die bedrückende und beängstigende Atmosphäre. Der Himmel war mit dichtem grauem Nebel bedeckt, man sah kaum mehr als 100 Meter weit. Es gab keine bunten Farben im ganzen Lager, man sah nur hohe endlos graue Mauern, die hoch aufragenden Schornsteine auf den Dächern hinter den Mauern und die auch hoch aufragenden Wachtürme. Mit den Verbrennungsanlagen und der Gaskammer wurde es noch schlimmer, aber man konnte die negative Energie wieder loswerden, indem man sich davon entfernte. Die unmenschlichen Taten aber, die in diesem Lager stattgefunden haben, waren hundertmal schlimmer und grausamer.

Max Du, 4A

Ohne KZ-Gedenkstätten könnte man sich das Ausmaß der Gräueltaten der Nationalsozialisten gar nicht so richtig vorstellen. Man gedenkt hier allen, die Opfer des Nationalsozialismus waren. Man denkt auch daran, dass Österreicher:innen auch Teil dieser Terrorherrschaft waren, dass zum einen Österreicher:innen zwar Opfer waren, aber zum anderen Teil viele auch Täter:innen und dass wir als Land einen Teil der Verantwortung für das Leid tragen müssen. Theoretisch kann man das alles auch aus Büchern und Filmen lernen, jedoch ist der Eindruck viel größer, wenn man an Ort und Stelle steht, wo 90 000 unschuldige Personen gestorben sind. Man lernt, dass man so etwas nie mehr zulassen darf.

Sepher Kinaro-Amari, 4A

Der erste Eindruck hält am längsten, sagt man. Ja, es stimmt. Wir sind mit dem Bus einen Hügel raufgefahren und plötzlich lag das riesige Lager vor uns. An dem Tag war es sehr nebelig, was das Lager auch bedrohlicher und unheimlicher aussehen lässt. Ich habe sofort eine negative Energie gespürt. Als erstes gingen wird zu einem Fußballfeld, wo viele Spiele der SS-Mannschaft vom KZ Mauthausen mit vielen Zuschauer:innen stattgefunden haben. Das Erschreckendste war, dass gleich daneben ein „Sanitätslager“ war, in dem man die ausgebeuteten und nicht mehr arbeitsfähigen und kranken Insassen einfach sterben hat lassen. Der Bereich war nur mit Stacheldraht abgegrenzt. Alle konnten es sehen.

Julian Ressler, 4A

Schon auf der Fahrt nach Mauthausen fühlte ich mich nicht so wohl. Wir war nicht klar, was genau mich erwarten würde. Die ganze Atmosphäre war genauso, wie man es sich von einem KZ vorstellt. Die Tatsache, dass an genau dem Ort, wo ich stand, Leute aufgrund des NS-Terrors gestorben sind, bedrückt mich immer noch und ist schwer zu fassen. Beim Blick in die Gaskammer wurde mir kalt und ich fing sogar an zu zittern. Im Raum der Namen traf mich der größte Schock. Ich fand jemanden mit dem Nachnamen meines Vaters, zu welchem ich leider keine weiteren Infos bekam. Den ganzen restlichen Tag war mir nur nach schweigen.

Jonas Spitznagel, 4A

Als wir die Vernichtungsräume betraten herrschte Stille. Diese Stille war laut. An den Wänden hingen Gedenktafeln, links stand ein Verbrennungsofen. Schlimme Vorstellungen. Wir betraten den nächsten Raum. Der Raum war dunkel, jedoch leuchtete uns etwas. Auf dem ersten Blick sah es wie ein normales Muster aus, es waren aber die Namen von all den Menschen, die in Mauthausen gestorben sind. Der Raum war groß und es waren so viele Namen, dass es unfassbar war.

Jovana Radonjic, 4A

Rundgang durch das Jüdische Wien 

Am 16.2.2023 unternahmen wir einen Rundgang durch den 2 Bezirk, wo wir viele Denkmäler und jüdische Schulen und Synagogen sahen, Ich fand es sehr schade, dass immer ein Soldat vor den jüdischen Schulen und Synagogen stehen muss und Leute, die reingehen, durch die vielen Schichten von Sicherheit gehen müssen, weil es einfach nicht sicher ist.

Barnabas Machlowiec, 4B 

Beim Rundgang durch den zweiten Bezirk wurde mir bewusst, wie häufig ich mir an den Plätzen, die wir uns angeschaut haben, keine Gedanken darüber gemacht habe, was einmal an jenen Stellen passiert war. Dass das in der Nähe ist, wo ich daheim bin, war schockierend für mich. Was die Stolpersteine angeht, finde ich es zwar gut und wichtig, dass die Namen der Getöteten in Erinnerung bleiben, aber dass sie auf dem Boden platziert worden sind, wo Hunde hinmachen und jede/r Zweite darüber läuft, finde ich respektlos und fast schon diskriminierend. Ich hätte die Andenken lieber auf einer Wand oder auf einer Tafel gesehen.

Alina Zeiller, 4A

Am Morzinplatz stand früher das Haus der GESTAPO. Jetzt befindet sich dort ein Denkmal für die Opfer der Gewalt des Nationalsozialismus. Ich finde es unerhört, dass das Denkmal erst 1985 aufgestellt wurde und dann nicht einmal alle Opfergruppen erwähnt werden.

Laurenz Mindl, 4A

Unglaublich, wie schön die Synagoge war, die hier einmal stand und die mutwillig zerstört wurde. Es gefällt mir, dass jetzt vier große Säulen als Denkmäler an dem Platz stehen, wo früher die Synagoge stand, weil man sie schlecht übersehen kann, weil sie aufmerksam machen und so sicherstellen, dass die Zeit nicht die die Erinnerungen an die Geschehnisse schluckt.

Matthias Staffler, 4A

Wir haben uns heute in der Früh vor der Schule getroffen und sind dann gleich losgegangen in den 2. Bezirk. Ich fand es sehr interessant, da ich auch im 2. Bezirk wohne und ich von nur wenigen dieser Gebäude etwas wusste und schon gar nicht wusste ich, dass sie Teil der jüdischen Geschichte sind. Natürlich habe ich mir schon öfter ein paar der Gedenktafeln in der Leopoldstadt durchgelesen, dabei habe ich mir aber nie wirklich etwas Besonderes gedacht.

Greta Prammer, 4B 

Wir haben uns heute in der Früh vor der Schule getroffen und sind gleich in den 2. Bezirk losgegangen. Wir machten einen Spaziergang durch den 2., denn da lebten früher und auch heute noch die meisten Juden in Wien. Ich fand es sehr interessant, denn von vielen Gebäuden die wir uns angeschaut haben, wusste ich nicht, dass sie etwas mit der jüdischen Geschichte zu tun haben. Sehr interessant fand ich das jetzige Wohnhaus der Gemeinde Wien in der Zirkusgasse 22. Bevor im Jahr 1985 dort ein Mehrfamilienhaus errichtet wurde, stand dort die Synagoge des Verbandes der Türkischen Israeliten, bis sie 1938 während des Novemberpogroms zerstört wurde. Wenn man nicht wissen würde, dass dort einmal eine Synagoge war, würde man es von außen nicht erkennen.

Emily Welzl, 4B 

Workshop „Lillis Schachtel“ im Jüdischen Museum

Nach den Präsentationen waren wir im Jüdischen Museum. Es ist schockierend, dass es immer noch bewacht werden muss. Im Workshop ging es um ein jüdisches Mädchen namens Lilli, die mit einem Kindertransport nach England gebracht wurde und deren Eltern im Konzentrationslager umgebracht wurden. Die Eltern haben ihr drei Schachteln mit für sie wichtigen Dingen gepackt und hinterlassen, sie hat sie als Kind leider nie bekommen. Eine dieser Boxen befindet sich im Museum. Ich habe an diesem Tag viel Neues dazugelernt.

Emil Schlegel, 4A

Vor ihrer Deportation packten die Eltern von Lilli Bial eine Schachtel mit Spielsachen, Fotos, Notizbüchern und vielen anderen Dingen für ihre Tochter, die 1939 mit 14 Jahren mit einem Kindertransport von Wien nach England gebracht wurde. Erst 2004 gelang es dem Jüdischen Museum die damals 79jährige Frau in England ausfindig zu machen. Anfangs hatte Lilli kein Interesse an den schmerzhaften Erinnerungen an diese Zeit. Erst ein paar Monate später kam ein Anruf an das Museum, dass sie sie Schachtel doch sehen wolle. Ein paar Dinge behielt sie, den Rest stiftete sie dem Museum zu Bildungszwecken. Lilli Bial starb 2007 allein in England.

Leo Luger, 4A

Wir besuchten einen Workshop im Jüdischen Museum. Auch dort ging es um eine jüdisches Mädchen, welches ohne Eltern fliehen musste. Während ihre Eltern Fran und Anna Bial ermordet wurden, überlebte sie Lilli Bial, in England. Als das Jüdische Museum 1988 gegründet wurde, fand der Direktor eine Schachtel mit Lilis Sachen, welche ihre Eltern ihr zuschicken wollten. Mit viel Glück und Zufall konnte man Lili ihre Sachen 2004 zurückgeben.

Miro Blum, 4B 

Präsentationen

Ich war sehr froh, dass ich einen von 1938 bis 1952 aktiven Rundbriefteilnehmer der ehemaligen 6B von 1938 präsentieren durfte. Ich fand es so faszinierend, dass all diese Briefe erhalten sind und ich sie mir dann auch durchlesen konnte. Ich habe mich wie eine Historikerin gefühlt.

Alina Zeiler, 4A

Ich habe eine Power Point über Alois Kaufmann erstellt, nachdem ich mir eine Dokumentation über ihn angesehen habe. Er kam 1943 in die NS-Erziehungsanstalt am Spiegelgrund in Wien und überlebte die Misshandlungen, musste aber jahrelang dafür kämpfen, als NS-Opfer anerkannt zu werden. Sich die Geschichten von ihm anzuhören und seine Qualen teilweise sogar mitzufühlen, hat ein komisches Gefühl in mir hervorgerufen. Es ist schrecklich, dass die Folter Teil seiner Kindheit war und er nichts anderes kannte. Trotzdem wirkte er beim Erzählen nicht mehr verletzt, so als hätte er die Zeit mittlerweile gut verarbeitet.

Anna Hauptmann, 4A

Ich kann es kaum fassen, was manche jüdische Schüler der damaligen 6B auf sich nehmen mussten. Wien für immer zu verlassen, wäre für mich unmöglich. Manche sind nach Palästina geflohen, manche nach England oder nach Ägypten, viele in die USA. Ich finde es sehr interessant, wie die Schüler mithilfe der Rundbriefe den Kontakt viele Jahre aufrechterhalten haben. Am Anfang waren die Rundbriefe teilweise einen Meter lang. Die NS-Ideologie hat sehr viel Leid und Schrecken für die jüdische Bevölkerung gebracht. Mittlerweile vergessen viele Leute den Holocaust und das ist nicht gut. Man soll sich daran erinnern, damit so etwas nie mehr passieren kann.

Carl Mayer, 4A

Sophie Scholl

Als wir mit dem Rundgang fertig waren, kamen wir zur Schule zurück und schauten uns einen Film über Sophie Scholl an. Der Mut der Scholl-Geschwister war beeindruckend, aber es war sehr bedrückend, dass die Leute dort ihnen keinerlei Gnade zeigten. Der Film zeigt, wie dunkel und schrecklich die damaligen Zeiten waren und wie unfair die Leute behandelt wurden.

Barnabas Machlowiec, 4B

Der Film über Sophie Scholl hat viele Fragen in mir ausgelöst. Wie konnte sie sich so schnell all die Ausreden und Lügen beim Verhör ausdenken bzw. planen. Was ist mit dieser einen Freundin passiert? Wer hat sie nun wirklich verraten? Wie konnte dieser Prozess so schnell stattfinden? Der Film hat mir gezeigt, was Widerstand wirklich bedeutet.

Vera Marceta, 4A

Wer ist schuld am Tod von Edith Winkler? 

Heute sprachen wir über ein Mädchen namens Edith Winkler, betrachteten den Holocaust aus verschiedenen Winkeln und lernten etwas über Täter_innen, Helfer_innen, Profitierende und Zuschauer_innen.

Wir diskutierten auch darüber, wer denn die Schuld an Ediths Tod trüge und kamen zu dem Schluss, dass die Situation zu kompliziert gewesen sei, um in „gut“ und „böse“ einteilen zu können.

Anschließend besuchten wir das jüdische Museum und nahmen an dem Workshop „Lilis Schachtel“ teil. In diesem ging es um eine Frau namens Lili Bial, die im zweiten Weltkrieg aus Wien fliehen musste und eine Schachtel voller Sachen zurückließ.

Aglaia Phan Quoc, 4B 

Wir mussten die Begriffe Holocaust, Shoah, Völkermord und Nürnberger Rassengesetzte recherchieren und aufschreiben, was wir noch nicht wussten. Besonders schockiert hat mich die Tatsache, dass Völkermord erst seit 1948 ein Strafbestand im Völkerstrafrecht ist. Dann haben wir uns die Geschichte von Edith Winkler und ihrer Familie durchgelesen und durchbesprochen. Dass viele jüdische Kinder ohne ihre Eltern fliehen mussten und sie dann oft sie wieder sahen, hat mich sehr bedrückt.

Anschließend hat jeder eine Person zugeteilt bekommen. Ich hatte den Reichsführer SS Heinrich Himmler, welcher verantwortlich oder mitverantwortlich für den Tod vieler Opfer war. Als Chef des Inlandsgeheimdienstes, der Polizei und der SS war er nach Hitler die mächtigste Person im gesamten deutschen Reich.

Miro Blum, 4B 

Fotos von Schülern
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