Das monatlich stattfindende Café Centropa ist ein Seniorenclub für jüdische Überlebende des Zweiten Weltkrieges. Bei diesen Treffen unterhalten sich die BesucherInnen und man hört aus allen Ecken öfters ein Lachen. Geleitet wird das Café Centropa von Tanja Eckstein, die unzählige Interviews mit Überlebenden gemacht hat. Edward Serotta, der Direktor der Organisation Centropa, versucht ebenso bei jedem Treffen anwesend zu sein und hält manchmal auch eine kleine Rede, besonders an Feiertagen. Die SchülerInnen des Wahlpflichtfaches Centropa dürfen zu diesen monatlich stattfindenden Treffen kommen und haben dadurch die Möglichkeit, Lebensgeschichten der anderen Besucher erzählt zu bekommen.
Für mich war es vor allem spannend, diese Geschichten von Menschen zu hören, die sie wirklich erlebt hatten. Denn solche Geschichten und Erlebnisse stehen in keinem Geschichtebuch. Solche Erinnerungen können nur mündlich weitergegeben werden. Als ich mich auf dem Nachhauseweg befand, ließ ich den Abend noch einmal Revue passieren. Und da wurde mir bewusst, dass die damalige Zeit für diejenigen, die ich am Montag getroffen hatte, sehr schwer und auch schmerzhaft gewesen sein musste.
Ich hoffe, auch weiterhin ins Café Centropa gehen zu dürfen, und freue mich darauf, wieder mit den BesucherInnen zu reden und unglaubliche Geschichten hören zu können.
Emilia Pühringer (2012)
Am 26. Januar waren wir zum zweiten Mal in diesem Semester im Café Centropa. Das Besondere an diesem Nachmittag war, dass wir, acht SchülerInnen des Wahlpflichtfaches, das Programm gestalteten. Unser Ziel war es, nette, ungezwungene Gespräche an den einzelnen Tischen zu führen. Doch auch die Konzentration auf Basisinformationen über die Gesprächspartner war wichtig, da es schon vorgekommen war, dass man nach einem Gespräch mit einer Person zwar deren Lebensgeschichte, jedoch nicht ihren Namen kannte.
Zu Beginn erklärte Frau Eckstein kurz den Grund unserer Anwesenheit und übergab das Wort an Marcel, einen Schüler unserer Gruppe. Er begrüßte alle, bedankte sich für die Einladung und erzählte über den Verlauf des heutigen Nachmittags. Danach teilten wir uns auf die Tische auf. An meinem saßen vier sympathisch aussehende Personen. Nachdem wir uns ein bisschen kennen gelernt hatten, stellte ich meine vorbereiteten Fragen.
Der Erste, mit dem ich redete, war Dr. Timmy Smolka. Seine Eltern waren beide Wiener, mussten aber 1933 nach Großbritannien emigrieren. Er wurde in London geboren, kam 1946 nach Wien und maturierte 1956 an der Stubenbastei. Das Café Centropa besucht er schon seit Beginn und wurde auch von Frau Eckstein interviewt. Außer Englisch und Deutsch spricht er auch ein bisschen Hebräisch. Was seine Hobbys anbelangt, singt er im jüdischen Chor, den er gegründet hat. Er arbeitete früher als Kinderarzt und hatte den Ruf, der beste Arzt der Gegend zu sein, wir mir alle anderen am Tisch versicherten. Zum Schluss gab er mir noch ein paar wichtige Ratschläge fürs Leben mit. Er sagte, ich solle viel mit Menschen reden, andere Kulturen kennen lernen, Ängste vor anderen Menschen abbauen und niemals den Respekt vor anderen verlieren. Mich haben diese Ratschläge sehr beeindruckt, denn die Angst vor anderen Menschen und die Intoleranz gegenüber anderen Kulturen sind der Grund für Zwist und Hass.
Meine nächste Gesprächspartnerin war Hansi Tausig. Sie wurde 1920 in Wien geboren, woher auch ihre Eltern stammten. Die Kriegsjahre musste sie in England verbringen. Frau Tausig trifft sich einmal wöchentlich mit einer Gruppe von Freunden zum Museumsbesuch. Eines ihrer Lieblingsmuseen ist die Albertina. Als Buch empfahl sie mir Helen Liesl Krags Roman „Unsere Schulklasse“. Zum Schluss gab sie mir noch den Rat, immer offen für alles zu sein, viel mit Leuten zu reden und keine Vorurteile zu haben.
Danach sprach ich mit Ivonne Reitmann. Sie wurde in Wien geboren, musste jedoch 1939 nach Großbritannien flüchten. 1946 kam sie wieder nach Wien zurück. Ihre Eltern waren aus Wien und Tschechien. Da sie mit Frau Tausig befreundet ist, besucht sie mit der schon erwähnten Gruppe Museen, liest gerne, geht gerne ins Theater und surft im Internet. Sie empfahl sie mir den Roman „Die Bibel und ich“ von A. J. Jacobs, in dem es um einen Juden geht, der versucht, sich ein Jahr lang an alle vom Judentum festgelegten Regeln zu halten, und der schließlich zu dem Schluss kommt, dass dies nicht möglich ist. Als Ratschlag sagte sie mir, dass Bildung das Wichtigste im Leben ist und dass von ihr später alles abhängt.
Als letztes sprach ich mit Dr. Franziska Smolka, der Gattin von Dr. Timmy Smolka. Sie erzählte mir, dass sie 1940 in Moskau geboren wurde, nachdem ihre Eltern 1935 aus Graz nach Russland geflohen waren. Daher spricht sie sowohl Russisch als auch Deutsch. Außerdem kann sie auch Englisch, ein wenig Spanisch, ein wenig Französisch und ein wenig Hebräisch sprechen. Vom Café Centropa erfuhr sie, genau wie ihr Mann, durch das Interview mit Frau Eckstein. Was ihre Hobbys anbelangt, singt, liest und reist sie gern, hört gern klassische Musik und beschäftigt sich gern mit ihren Enkeln. Außerdem sang sie 18 Jahre lang im jüdischen Chor. Am wohlsten fühlt sie sich, wie sie sagt in ihren eigenen vier Wänden. Als Buch empfahl sie mir Robert Schindels Roman „Gebürtig“, da er auch in der Stubenbastei war und der Roman ihrer Meinung nach zwar sehr schwer zu lesen, aber trotzdem sehr interessant sei. Als Rat fürs Leben sagte sie, ich soll viel sehen, viel zuhören und beobachten und die Menschen so nehmen, wie sie sind.
Paul Bashir (2011)
Before going to the restaurant Alef Alef, we students of the Wahlpflichtfach Centropa were all quite nervous because we did not know what to expect, how to interact and to get into a conversation with the guests of Café Centropa, all of them holocaust survivors and their families. When we entered the restaurant Tanja Eckstein welcomed us and showed us our seats.
The people at our table were very kind and after a few minutes they began to talk about their past during the Nazi regime and their life afterwards. Leni and I got absorbed in a discussion with Julius and his wife. He escaped to France at the age of 6. When he came back to Austria he told us that he could not speak any German words any more because he had forgotten the language. It was very enjoyable talking to him.
During the meal Kurt Rosenkranz joined us and explained some Jewish costumes such as the idea of the pomegranate. The 613 pits of the pomegranate refer to the 613 commandments mentioned in the Talmud and a “good” Jew should follow as many as possible. We also had apple with honey, a symbol for a sweet new year. I really liked the kosher food. It was delicious, besides I very much appreciated the open minded atmosphere of this evening.
Konstantin Raftl (2013)
Wir, vom Wahlpflichtfach Centropa, wurden am 11. April 2012 zu einem Sederabend im Gemeindezentrum der Israelitischen Kultusgemeinde eingeladen. Es waren zahlreiche Gäste in Festtagskleidung dort, mit denen wir gemeinsam Lieder sangen und uns unterhielten, während Fotos von uns gemacht wurden. Das jüngste Mitglied der Centropa – Gemeinde sang noch einige Lieder alleine für uns.
Nachdem der Rabbiner sein Gebet gesprochen hatte, begannen wir zu essen. Den Anfang machte das Ei, welches wir ins Salzwasser tunkten, um uns an die Tränen der gefangenen Juden in Ägypten zu erinnern. Anschließend nahm jeder ein Stück Matze, ungesäuertes Brot, und das „Charosset“. Das ist eine Mischung aus Apfelstückchen, Nüssen oder Mandeln, mit etwas Rotwein zusammengeknetet, die an Lehm erinnert. Und schließlich verkosteten wir noch „Maror“, Meerrettich als Erinnerung an die bittere Zeit in Ägypten. Daraufhin aßen wir eine traditionelle Matzesknödelsuppe und tranken vier Gläser Traubensaft dazu. Nach der guten Suppe wurde ein Huhn mit gebratenem Gemüse serviert und zuletzt genossen wir einen Obstsalat als Nachspeise.
Währenddessen unterhielten sich einige von uns intensiv mit TeilnehmerInnen des Cafés Centropa, die immer sehr interessant aus ihrem Leben erzählen. Wir freuten uns, dass wir an diesem Sederabend teilnehmen konnten!
Lea Duxler und Samara Lajnef (2012)